Das Projekt: 50-jähriges Firmenjubiläum Kieser Training
50 starke Jahre – 50 starke Persönlichkeiten
2017 feierte Kieser Training, der Spezialist für gesundheitsorientiertes Krafttraining, 50-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass erhielt ich den Auftrag, im Rahmen des Projektes „50 starke Jahre – 50 starke Persönlichkeiten“ ausgewählte Kunden, Franchisenehmer und Mitarbeiter aus 5 Ländern und rund 160 Studios zu fotografieren.

Statt auf herkömmliche Weise die Geschichte des Unternehmens zu erzählen, wollten wir – die Journalistinnen Tania Schneider und Monika Herbst und ich – 50 starke Persönlichkeiten porträtieren, die die Geschichte des Unternehmens mitgeschrieben haben.
Dabei ging es und darum, die große Vielfalt derer darzustellen, die Kieser Training vereint: Die Teenagerin neben dem Senior. Den Profi neben dem Amateursportler. Den Unternehmensgründer neben der Sekretärin. Den Instruktor, die Putzfrau, den Forscher und den Maschinenentwickler. Schweizer, Australier, Deutsche, Luxemburger und Österreicher. Menschen aller Couleur. Wir wollen wissen: Wer steckt hinter den Gesichtern? Welche Themen beschäftigen sie? Was macht sie stolz, was traurig? Und vor allem: Was bedeutet es für sie persönlich, mehr Kraft zu haben?

Behind the scene
eines meiner schönsten Projekte.
Wochenlang haben wir das Projekt vorbereitet: Wir haben konzipiert und diskutiert, gescribbelt und verworfen, recherchiert und in Archiven gekramt, passende Persönlichkeiten gesucht und Vorgespräche geführt, Interviewfragen vorbereitet und Orte fürs Shooting gesucht, Termine vereinbart, Flugtickets, Hotelzimmer und Räume gebucht. Am Ende stand fest: Wir shooten in Braunschweig, Düsseldorf, Hamburg, Köln, Wien und Zürich. Mehrere Monate werde ich also mit meinem Studioequipment aus Braunschweig immer wieder auf Achse sein. Genau mein Ding!
Der Auftakt findet während einer Franchisenehmertagung von Kieser Training in Düsseldorf statt. Frühmorgens reisen wir an und verwandeln den gebuchten Konferenzraum ratzfatz in ein professionelles Fotostudio. Der Aufbau muss schnell gehen. Schnell noch die richtigen Positionen markieren, Belichtungstest und letzten Testschuß machen. Wir stehen in den Startlöchern.

Wichtig bei Portraitshootings: Es darf nicht gehetzt wirken. Auch nicht gestellt. Der Mensch vor der Kamera soll sich wohlfühlen. Denn genau das sieht man im Ergebnis auf dem Foto: Ob der Charakter seinen Platz im Bild hat. Und so werden wir zu Animateuren hinter der Kamera – verjagen das Lampenfieber, die Gedanken an den Job oder anderes, um den einzigartigen Charakter vor die Linse zu locken. Bei allen Portraits achte ich auf eine durchgängige Lichtführung. Die Fotos sollen für die Website und die weitere crossmediale Nutzung einen einheitlichen Look bekommen. Sprich: das gleiche Format, der gleiche Hintergrund, das gleiche Licht. Bei den Portraits arbeite ich am liebsten mit offener Blende und einem Tele. Warum? Dann sitze ich den Personen nicht direkt vor der Nase und wir bekommen einen schönen, kurzen Schärfebereich. Geshootet wird direkt in den Rechner. Was das heißt? Die Bilder werden direkt von der Kamera in den Rechner übertragen. So können wir gemeinsam mit der Projektmanagerin die besten Bilder auswählen. Natürlich hat auch der oder die Porträtierte ein Mitspracherecht. Alle Beteiligten sollen mit dem Ergebnis happy sein. Das ist ein runder Ablauf und verhindert in der Postproduktion unschöne Überraschungen.
Beim Shooting ist die Stimmung klasse, alle sind begeistert und freuen sich über die Ergebnisse. Und wir uns auf das nächste Shooting.

habe ich vor Ort gemietet und holte es in einem Smart Sharing Auto ab. Wir lachen uns kaputt, als wir den 2,60 Meter Hintergrund in den Smart schieben. Der Kofferraum muss offen bleiben und ich als Beifahrerin halte die Rolle fest. Alles geht gut. Dieses Mal haben wir unser Fotostudio in einem Schulungsraum von Kieser Training aufgebaut.
Mario Gritzner, Gastronom aus Wien, holt sich vor dem Shooting einen Kaffee und stellt sich herrlich entspannt vor meine Kamera und genießt dabei sein Lebenselexier. Wir erzählen, witzeln und lachen, er nimmt einen Schluck Kaffee – und ich drücke auf den Auslöser. Fertig. Wir sind uns einig: Ein wunderbar echtes Portrait ist im Kasten.
Dann kommt Thomas Giller. Ein Barbier, im Shooting geübt. Wir lachen, als er scherzend das anatomische Übungsskelett frisiert. Wieder drücke ich im richtigen Moment auf den Auslöser. Perfekt.
Und Mara Kraus. Unvergessen. Mit damals 90 wirkt sie jung und frisch und versprüht eine ansteckende Lebenskraft, die uns von Anfang an umhaut. Wir treffen sie am nächsten Tag zum Interview in der Österreichischen Nationalbibliothek, wo sie ehrenamtlich arbeitet. Sie holt uns vor der Tür ab und kurz darauf sitzen wir zwischen meterhohen Regalen, in denen sich die Bücher reihen. Die Ruhe fängt uns ein – genauso wie Maras unglaubliche Geschichte. Bei der Veröffentlichung ihres Portraits auf Facebook, wird es sehr viele Likes und Kommentare von beeindruckten Lesern und/ Followern geben.
Auch Thomas Giller, den Barbier, haben wir an diesem Tag in seinem Wiener Barbershop zum Interview getroffen. Nachdem er uns seine Geschichte erzählt hat, dürfen wir noch ein bisschen Mäuschen spielen und ihm und seinem Team über die Schulter schauen. Es ist, als ob wir durch ein Zeitloch spingen. Wir sind wie verhext von der Atmosphäre und es ist wohl das erste und einzige Mal, dass wir Mädels uns einen Bart wünschen.

Mit dem Flieger geht es nach Zürich. Auch hier habe ich das Equipment vor Ort gemietet – abgesehen von meiner Canon natürlich. Wir shooten in den Räumen der Kieser Training Zentrale. Der Zeitplan ist straff und wir müssen uns sputen. Dennoch ist die Stimmung entspannt, alle machen mit und sind ausgelassen dabei. Vor meiner Linse stehen Unternehmensgründer Werner Kieser mit Boxhandschuhen, seine Frau Dr. med. Gabriela Kieser mit einem Wirbelsäulen-Exemplar, CEO und neuer Miteigentümer Michael Antonopoulos mit Weltkugel. Mit von der Partie sind auch Paul Eigenmann, der als Obmann eine DIN für Fitnessstudios entwickelt hat, Kaspar Gretler, der schon bei Kieser trainiert hat, bevor es die Kette gab, die Kundin Halima Monsch, die vor der Linse nicht so gern zeigt, wie stark sie ist, Regine Elsner, die 1984 das erste Kundenmagazin von Kieser publizierte, der Kunde Johannes Bernstein oder der Schweizer Milieuanwalt Valentin Landmann.
Ein Mitarbeiter erscheint und sagt als erstes zu mir: Man kann mich nicht fotografieren. Ich hasse mich einfach auf Fotos“. Das höre ich in den vielen Berufsjahren immer wieder. Meine Antwort: „Gemeinsam schaffen wir das. Ich fotografiere so lange, bis Ihnen ein Portrait wirklich gefällt und Sie suchen aus.“ Das klappt immer. Ich seinem Gesicht regt sich etwas… Ich schiebe ihn auf der Liste an die letzte Position, damit er entspannt ist und wir alle Zeit der Welt haben… Am Ende kamen 5 Portraits in die direkte Auswahl. Man muss einfach mit den Situationen umgehen. Ein Jahr später treffen wir uns zufällig in Potsdam und er sagt zu einem Kollegen: „Das ist die einzige Fotografin, die mich fotografieren kann!“ Das sind Momente, die mich riesig freuen.
Am Nachmittag fotografiere ich noch einmal Werner Kieser in seinem Haus. Er ist entspannt, um mehr aus seinem Leben, von seinen Hobbies und seinem Umfeld zu zeigen. Seine Frau Gabriela kocht für uns leckere Pasta und so klingt der Tag wunderbar aus.
Von Zürich fliegen wir nach Köln. Der Flieger ist verspätet, so dass wir in Eile sind. Denn wir haben noch ein Date für ein Shooting. Also mit Equipment ab ins Taxi und schnell zum Loft vom Musiker Hans Martin Müller. Im Loft öffnet uns ein Mitarbeiter und wir richten routiniert alles ein. Herr Müller kommt, zieht sich sein Konzertoutfit an und stellt sich mit Musikinstrument in Position. Plötzlich reißt die Wolkendecke auf und die Sonne scheint durch die hohen Fenster in das Loft. Das ist nicht unbedingt die beste Lichtsituation, aber damit muss jeder Profi rechnen. Ich werde bei der Bildbearbeitung in Photoshop etwas tricksen. Da ich das beim Shooting schon einkalkuliere, ist alles kein Problem. Ich schlage dem Musiker vor ein Stück vor meiner Kamera zu spielen, das ihn selbst sehr berührt. Genau das wird das Foto, welches Kieser Training auf der Website und bei Facebook veröffentlicht.
Beim Shooting in HH backt eine Franchisenehmerin 3 verschiedene Gugelhupfe, bis ihr der richtige Kuchen für das Shooting gelingt. Gekonnt posed sie vor der Kamera mit der Jubiläums -50, das wird später unser Eröffnungsfoto.