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30. Mai 2016DER ANRUF, DER IHRER FREUNDIN DAS LEBEN RETTETE
Wie denken Jugendliche heute? Was ist ihnen wichtig? Für die Sinus Jugendstudie 2016 wurden 14- bis 17-Jährige befragt, um ihr Lebensgefühl zu erfassen. Mehr als andere Generationen suchen sie Halt und Zugehörigkeit. Das gilt auch für die 14-jährige Alea, der ihre Familie und ihre Freunde viel bedeuten. Auf andere zu achten, ist ihr wichtig. Dass das bei ihr nicht nur so dahingesagt ist, zeigt ein Erlebnis, von dem sie hier erzählt und bei dem sie sehr stark sein musste…
Ich bin Alea und 14 Jahre alt. Seit 8 Jahren spiele ich mit großer Leidenschaft Klavier, da ich das Gefühl habe, damit meine momentane Stimmung jederzeit ausdrücken zu können. Jeder einzelne Ton bringt mich ein wenig in eine andere Welt, weit weg von der realen. Immer wenn ich am Klavier sitze, versinke ich voll und ganz in der Musik und kann alles um mich herum vergessen.
Was mir im Leben am wichtigsten ist? Es fängt an bei meiner Familie, geht über zu meinen Freunden und meinen Kaninchen Ernie & Krümel. Es gibt viele Dinge und Menschen, die mir wichtig sind, oder mir viel bedeuten, da sie mir sehr viel Liebe, Aufmerksamkeit und Geborgenheit schenken. Mit meinen Freunden kann ich zum Beispiel sehr gut über Probleme oder auch über mich selbst sprechen, während mir meine Eltern noch viel beibringen und mich bei allem, was ich mir vornehme, unterstützt
Häufig denke ich über Probleme oder das Leben nach. Von mir selbst würde ich sagen, dass ich ein sehr emotionaler Mensch bin. Meistens interessiert es mich auch mehr, wie es meinen Freunden geht, als mir selbst. Ich persönlich finde, dass es in meiner Stadt mehr Menschen geben sollte, die auch auf andere Menschen achten und dass Freundschaften mehr gepflegt werden sollten. An diesem Punkt würde ich Euch gern von einem Erlebnis aus meinem Leben erzählen, bei dem ich bisher am stärksten sein und die meiste Kraft aufbringen musste….
Und zwar geht es um eine meiner besten Freundinnen, die mit ihrem Leben schon längere Zeit nicht mehr wirklich zurechtgekommen ist. Genau wie viele Jugendliche hatte sie jede Menge Probleme: von Liebeskummer bis zu Stress mit ihrer Mutter. Es gab eigentlich nur einen Menschen in ihrem Leben, der sie vollständig glücklich machen konnte und dieser Mensch war ihr Vater. Und es war auch genau dieser Mensch, der aus ihrem Leben gerissen wurde, als er einen Schlaganfall erlitt und kurz darauf verstarb. Mit diesem Verlust kam sie leider wirklich überhaupt nicht klar und schon wenige Zeit nach seinem Tod fing sie an, über ihn zu reden. Sie versprach, bald zu ihm zu kommen. Sie gab ihm dieses Versprechen immer wieder.
Eines Nachts haben wir bis spät in die Nacht geschrieben. Wie so oft ging es ihr an diesem Abend überhaupt nicht gut… aber dieses Mal war es anders. Sie schrieb mir, sie hätte Tabletten genommen, sie wollte einfach nicht mehr leben. Kurz nach 23 Uhr war sie dann offline. Ich wartete über eine halbe Stunde, dass sie schrieb. Doch alles blieb still. Es war kurz vor 24 Uhr, als ich schließlich beschloss, die Polizei anzurufen. Ich habe so sehr gezittert, dass mir beinahe das Handy aus der Hand gefallen wäre, als ich die Notrufnummer eingetippt habe. Der Polizist stellte mir Fragen, viele Fragen über sie, aber auch über mich. Dann wollte er meine Eltern sprechen und mich durchfuhr ein riesiger Schreck, da diese bereits geschlafen hatten und ich bestimmt großen Ärger bekommen würde, weil ich so spät noch wach war. Trotz großer Aufregung weckte ich meine Eltern, die mich zunächst völlig entgeistert ansahen, bis sie hörten, was der Polizist ihnen am Telefon zu sagen hatte. Ungefähr 20 Minuten später stand die Polizei dann vor unserer Haustür, während ein anderer Streifenwagen bereits auf dem Weg zu meiner Freundin war, die zu dieser Zeit alleine zu Hause war. Erneut wurde ich ziemlich viel von den Polizisten gefragt, auch wenn ich kaum ein Wort herausbrachte, da ich so unglaubliche Angst um meine Freundin hatte.
Später stellte sich heraus, dass meine Freundin tatsächlich Tabletten genommen hatte, aber noch rechtzeitig ins Krankenhaus kam. Von dem Tag an waren alle, aber vor allem meine Eltern, unglaublich stolz auf mich. Denn ich hatte einem Menschen das Leben gerettet. Ich bin der Grund dafür, dass sie noch lebt. Heute ist sie 14 Jahre alt und hat gelernt, wieder Freude am Leben zu haben. Nach drei Monaten Therapie hat sie es endlich geschafft, zurück ins Leben zu finden und sie ist mir unglaublich dankbar dafür, dass ich damals den Mut aufgebracht hatte, die Polizei zu rufen.
Menschen, denen ich diese Geschichte erzähle, möchte ich klar machen, dass es nach einem Tief auch immer wieder ein Hoch gibt und ich möchte vor allem Menschen, denen es nicht gut geht, zeigen, wie wichtig es ist, einfach weiter zu machen und niemals aufzugeben. Mich persönlich hat dieses Erlebnis um einiges stärker gemacht und mir ist klar geworden, dass man lernen sollte, das Leben zu lieben, da man nur ein Leben hat und einfach versuchen sollte, das Beste daraus zu machen.
Wie ticken Jugendliche 2016? – zur Sinus-Jugendstudie http://www.wie-ticken-jugendliche.de/home.html