Für ein Schwert von Stefan Roth legen Kunden schon mal 10.000 Euro hin. Unter seinen…

THORSTEN STELZNER LYRIKER, DENKER UND FREIGEIST, BRAUNSCHWEIG
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Fußball-Weltmeisterschaft 2006: Der Lichtkünstler Michael Batz illuminiert den Berliner Reichstag und schmückt Hamburgs Dächer mit blauen Toren. Die „Blue Goals“ machten ihn berühmt. Dabei waren sie eigentlich ein großes Missverständnis…
Ich freue mich immer, wenn ich nach Hamburg fahren kann. Und ich habe Glück, es gibt diesmal nicht einen Regentropfen. Im Gegenteil, bestes März-Wetter mit Sonne und ein Parkplatz vor der Tür des Hauses, in dem Michael Batz sein Theater-Büro führt.
DER HAMBURGER HAFEN LEUCHTET ALLE ZWEI JAHRE 1,5 KILOMETER LANG IN BLAUEM LICHT. DAS IST IHR WERK. WIE KAMEN SIE DAZU?
Angefangen hat es vor zehn Jahren mit den „Blue Goals“. Das waren die blauen Licht-Tore auf den Dächern der Stadt. Ein grandioses Missverständnis, weil es als Projekt zur Fußballweltmeisterschaft gesehen wurde. Das war es nicht. Eigentlich ging es darum, eine visuelle Brücke zwischen den Partnerstädten Hamburg und Shanghai herzustellen. Ich habe in Shanghai beobachtet, dass dort auf den Dächern Motive wie Lotusblüten illustriert und illuminiert werden. Hamburg wird immer als „Tor zur Welt“ bezeichnet. Deshalb dachte ich an Tore. Alle fanden es toll, aber niemand wollte Geld dafür geben. Bis jemand sagte: „Das sieht aus wie ein Fußballtor“. So hat der Fußball die Tore doch noch auf die Dächer gebracht. Und daraus ist dann der „Blue Port“ entstanden, bei dem der Hafen in blaues Licht getaucht wird. Der Hafen verändert sich. Er entwickelt sich weg von Logistik, hin zu Kultur, Kunst und Stadtentwicklung. Die Lichtkunst erzählt von diesem urbanen Wandel.
WIE LANGE DAUERT ES, BIS DER „BLUE PORT“ VORBEREITET UND UMGESETZT IST?
Konzeptionell arbeite ich ungefähr ein Jahr daran. Es sind viele Gespräche mit Anliegern, Betreibern usw. erforderlich. Die Umsetzung dauert gut sechs Wochen. Da arbeiten dann fünf bis sechs Teams parallel. Zu ihnen gehören Techniker, Elektromeister und lizensierte Kletterer, insgesamt 30-40 Leute pro Team. Die gehen auch auf einen Baukran in 120 Metern Höhe. Das höchste Objekt, das wir je hatten, war vor zwei Jahren der Sendemast des NDR mit 304 Metern. Ich gehe da nicht mit rauf. Bei dem Wind da oben, das ist nicht ohne. Bei der Elbphilharmonie habe ich den Bauprozess begleitet. Ich habe versucht, die verschiedenen Etappen des Baus in Licht zu übersetzen. Vor drei Jahren haben wir einfach mal das Dach fertig gebaut, als es eigentlich noch offen war. Wir haben 35 Meter lange Seile gespannt und daran Leuchten befestigt. Das war spektakulär.
WELCHE HERAUSVORDERUNGEN GIBT ES SONST?
Das hängt vom Standort ab: An den Landungsbrücken ist es der Publikumsverkehr. Überall laufen Leute herum, während wir die Anlagen installieren. Auf der Hafenseite sind es die hoch gesicherten Terminals, die ganz enge Zeitfenster haben. Da bekommen wir genaue Ansagen, wann wir kommen dürfen, oft mit einem Zeitrahmen von nur ein bis zwei Stunden. Dann kommt das nächste Schiff und wir müssen wieder weg.
WAS MÖCHTEN SIE MIT IHRER LICHTKUNST AUSSAGEN?
Wenn ich versuche, Objekte darzustellen, geht es mir nicht nur passiv um die Wahrnehmung, sondern auch um Imagination, Phantasie und ästhetischen Mehrwert. Normalerweise gehen wir alle nur im Wahrnehmungsmodus durch die Welt. Oder nicht mal mehr das: Wir blenden vieles aus, weil wir es kennen. Wir nehmen die Welt erst wieder wahr, wenn wir in den Darstellungsmodus geraten, weil wir zum Beispiel jemandem etwas zeigen oder erklären möchten. Auch bei Lichtkunst geht es darum, zu lernen, die Welt zu sehen. Nicht nur so zu sehen, wie sie gerade mal faktisch ist, sondern auch wie sie sein könnte. Es geht darum, jemanden dazu zu verführen sich vorzustellen, dass sich eine Tür öffnet, eine Figur drinsteht und eine Geschichte passiert.
WIE HAT ALLES ANGEFANGEN?
In den 80-er Jahren habe ich Gedichtzeilen an das Alsterhaus projiziert. Damals konnte sich niemand vorstellen, wer so einen Quatsch macht. Ich brauchte neun Genehmigungen dafür.
ES GIBT VIELE KÜNSTLER DIE ES SEHR SCHWER HABEN MIT IHRER ARBEIT ZU BESTEHEN. WAS MACHT SIE ERFOLGREICHER ALS ANDERE?
Vielleicht, weil ich etwas ganz anderes gemacht habe. Im Sommer spielen wir in der Speicherstadt den „Hamburger Jedermann“. Als ich damals, vor mehr als 20 Jahren, mit der Idee kam, da konnte sich niemand vorstellen, dass man in der Speicherstadt Theater spielt. Das war eine ganz andere Welt, hinter’m Zollzaum, hinter Stacheldraht. Aus dem Theater hat sich dann die Illumination der Speicherstadt entwickelt. Zu einem Zeitpunkt, als sich niemand vorstellen konnte, dass man in dieser Art und Weise mit Licht umgeht. Das war vielleicht das Initiale daran.
Kontakt:
Michael Batz
Hamburg Art Ensemble
Auf dem Sande 1
20457 Hamburg