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Jetzt geht es endlich um das Schöne: die Musik. Jahrelang stand die Elbphilharmonie wegen immenser Kostensteigerungen und langer Bauzeit in der Kritik. Im Januar 2017 ist es soweit: mit mehr als sechs Jahren Verspätung wird das Gebäude in der Hamburger HafenCity eröffnet. Ein besonderer Moment für den gebürtigen Wiener Christoph Lieben-Seutter, der seit fast zehn Jahren Generalintendant der Elbphilharmonie ist. Hier erzählt er, wie er die lange Wartezeit empfunden hat, was ein Konzertbesuch mit Vertrauen zu tun hat und warum er die Frage doof findet, welchen Künstler er persönlich in der Elbphilharmonie hören möchte.
Der Tag war noch nicht so feierlich. Es war ein Meeting mit vielen Verantwortlichen, bei dem wir einen Stapel Akten unterschrieben haben. Wirklich Hausherren werden wir erst im Oktober. Dann kommen wir mit den ersten Künstlern und machen Akustiktests.
Nummer 2. Ich habe mich immer ein bisschen lustig gemacht über das Ziel. Ich möchte mal den sehen, der sagt, ich möchte Nummer 35 sein und nicht so gut wie die anderen. Klar will man eines der besten Häuser der Welt sein, ob man es auch wirklich wird, hängt an vielen Faktoren: an der Architektur, an der akustischen Qualität und natürlich am Programm. Und dann wiederum am Publikum. Das schönste Programm macht keinen Sinn, wenn es das Publikum nicht anspricht. Ich würde mal sagen, wir haben keine schlechten Karten mit der Elbphilharmonie. Das Bauwerk ist spektakulär und die Architektur auch in echt so gut, wie sie auf den Plänen ausgesehen hat. Die Säle werden super. Wir haben sie ohne Orchester zwar noch nicht akustisch erfahren können, aber es fühlt sich schon mal sehr gut an.
Es ist sicher das Wichtigste an meinem Beruf, dieses Bindeglied zwischen Publikum und Künstler zu sein und es geht nicht darum, genau das zu bringen, was das Publikum hören will, sondern das, von dem sie noch gar nicht wissen, dass sie es gern hören.
Ja, genau. Beides ist wichtig: auf der einen Seite große, bekannte Namen, die besten Orchester und auch viele Hits des Repertoires, auf der anderen Seite auch sehr viel neue Musik und Künstler, die man noch nicht so gut kennt. Es geht darum, Vertrauen aufzubauen. So, dass das Publikum sagt: „In diesem Haus habe ich eigentlich immer tolle Sachen erlebt. Da kann ich auch ruhig mal hingehen, wenn ich gar nicht weiß, was mich erwartet.“
Genau. Da haben wir die einmalige Chance mit dem Gebäude. Es kommen ja schon viele einfach aus Neugierde, weil sie das Gebäude erleben wollen. Wir treiben es gerade auf die Spitze, indem wir Konzerte ansetzen, bei denen wir überhaupt nicht bekannt geben, was passieren wird. Da steht nur „Blind Date“ und es ist nicht klar, ob es Klassik, Pop oder Jazz geben wird, geschweige denn, welche Künstler und welches Repertoire. Die Karten werden trotzdem gut verkauft. Genau so soll es sein, man sollte einem Konzertveranstalter vertrauen können. Und die Elbphilharmonie ist ein tolles Symbol. Sie verspricht viel, Top-Qualität in der Architektur zum Beispiel und Weltoffenheit und wir versuchen, das einzulösen.
Das ist eine doofe Frage. Ich mache hunderte Konzerte im Jahr, es gibt keinen Künstler, der nicht kommen will. Man kann alle kriegen. Was nicht heißt, dass sie immer das machen, was man gerne hätte. Manchmal wünsche ich mir, dass die Künstler flexibler wären und mehr Zeit hätten, sich für uns ein spezielles Programm auszudenken. Das machen auch einzelne Künstler sehr gern, in der Kammermusik ist das zum Beispiel leicht möglich. Aber wenn die Berliner Philharmoniker kommen, dann geben die ein Konzert, das im Tourneeplan eingetaktet ist. Da muss man sehr in die Details einsteigen, um besondere Werke zu bekommen. Das geht schon alles, aber es braucht Verhandlungsgeschick.
Mark Hollis. (Anmerkung: Mark David Hollis ist ein britischer Musiker und Komponist. Er ist vor allem als Sänger der Band „Talk Talk“ bekannt geworden. 1998 hat er unter seinem Namen ein Solo-Album veröffentlicht.)
Nein, er kommt nicht. Den gibt es schon nicht mehr. Also, es gibt ihn schon, aber er tritt nicht mehr auf. Von daher ist es ein Problem. Ich fänd‘ natürlich gut, wenn er für die Elbphilharmonie wieder auftreten würde, nach 20 Jahren.
Hab ich schon probiert, ist nicht so leicht.
Musik kommt fast gleich nach Atemluft, Speis und Trank. Es ist ein Lebensmittel, das mich, seit ich auf der Welt bin, rund um die Uhr umgibt. Es ist sehr viel mehr als ein Kunstgenuss. Das Schöne an Kunstwerken ist, dass sie unendliche Facetten haben und man sie immer wieder anhören kann und immer wieder ansehen und immer etwas Neues finden wird. Das macht es auch spannend. Ich habe schon in der Schulzeit abends überlegt, mit welcher Platte ich am nächsten Morgen aufstehen will, weil sie die Stimmung den ganzen Tag lang beeinflusst hat. Ich habe ein sehr vielseitiges Interesse. Es gibt kaum Musikstile, die ich nicht hören würde.
Ich bin gar nicht so scharf darauf, dass mir die ganze Welt zuhört.
Es hängt davon ab in welchem Kontext ich zur Welt spreche. „Hört mehr aufeinander, hört mehr zu“, das würde sehr viel bringen.
Keine Ahnung… Wenn ich wüsste wer ich bin?
Schwer zu sagen. In Hamburg, wenn die Leute mich im Restaurant sehen, fragen sie sich, wieso ist der noch immer da, oder sie finden es toll, dass ich die ganze Zeit bis zur Eröffnung durchgehalten habe. Dabei habe ich es gar nicht so sehr als Durchhalten empfunden, sondern mehr als etwas, dass ich zu Ende bringen will, auch, wenn es etwas länger dauert und wenn es Schwierigkeiten gibt. Außerdem hatte ich mit der Laeiszhalle zu tun. (Anmerkung: Lieben-Seutter ist auch Generalintendant der Hamburger Laeiszhalle)
Hinweis: Tickets für die Konzerte kann man schon jetzt kaufen unter www.elbphilharmonie.de.
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„Das Leben ist doch geil. Wir haben keinen Grund schlecht drauf zu sein.“ Hier, im…