Für ein Schwert von Stefan Roth legen Kunden schon mal 10.000 Euro hin. Unter seinen…
THOMAS WAMSER FALKNER & GESCHÄFTSFÜHRER DER EVENTFALKNEREI, MÜDEN
24. Juli 2018GRETA SILVER, YOUTUBERIN & AUTORIN, HAMBURG
18. März 2020BEINAHE HÄTTE DIETER BOHLEN IHRE KARRIERE BEENDET
Sie wächst in Russland auf und nimmt schon als Siebenjährige Unterricht in Musik, Gesang und Tanz. Daria Reich ist Profi-Sängerin, zu ihrem Repertoire gehören Schlager, Musicals wie auch Pop- oder Rockmusik. Als Jugendliche kommt sie nach Deutschland – und hier hätten Dieter Bohlen und die Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ beinahe ihre Karriere beendet. Warum es doch nicht so weit kam, welche Missgeschicke ihr schon auf der Bühne passiert sind und wie teuer ein Auftritt ist, verrät sie hier im Interview.
Im Jahr erlebe ich als Fotografin mehrere Dutzend Veranstaltungen, das ist für uns als Profis ein üblicher Durchschnitt.Daria und ich lernen uns bei einer privaten Feier kennen, bei der wir beide gebucht sind. Ich betrete einen exorbitant geschmückten Saal mit perfekt eingedeckten runden Tischen für über 100 Gäste: mit riesigen silbernen Kerzenständern in der Mitte jeden Tisches, Champagnerkühler, weißen Stuhlhussen, Blumen. An mir rauscht eine zierliche Person im eleganten, langen Abendkleid vorbei, mit edler Hochsteckfrisur und Glitzerschmuck. Mit offenem Blick und strahlendem Lächeln sagt sie „Hallo“. Auf der Bühne erkenne ich sie kaum wieder. Sie reißt die gesamte Gesellschaft mit: Die Leute stehen teils auf den Stühlen, klatschen, jubeln, und tanzen …
WIE LANGE BIST DU SCHON MIT DEINEN BÜHNENAUFTRITTEN DABEI?
Im Prinzip habe ich mit sieben Jahren angefangen. Das war damals noch in Sibirien, in Russland, und dann bin ich mit sechzehn nach Deutschland gekommen und habe hier weitergemacht – also eigentlich habe ich nie aufgehört (Lacht).
WIE OFT TRITTST DU IM JAHR AUF?
Ich schätze, inzwischen sind es so 30 bis 40, vielleicht 50 Mal. Ich müsste mal nachzählen.
HAST DU ÜBERHAUPT NOCH LAMPFENFIEBER DABEI?
Ja, auf jeden Fall. Ich habe immer Lampenfieber, umso mehr, je größer der Auftritt ist. Der erste Moment, in dem man rausgeht, ist der wichtigste und kritischste. Ich bin dabei so aufgeregt, dass ich jedes Mal denke: „Oh, ich vergesse bestimmt irgendwas!“. (Lacht).
ALS ICH DICH ERLEBT HABE, WARST DU MEGAPERFEKT
Ich war megaaufgeregt an dem Tag. Es war sehr, sehr wichtig für mich, dass alles perfekt klappt. Ich hatte mich mit dem Auftraggeber nur telefonisch abgesprochen. Wir haben uns zuvor nicht persönlich kennengelernt. Das macht es noch schwieriger.
ICH KENNE DEINE AUFTRAGGEBER NICHT, ABER MANCHE HABEN ANSCHEINEND SEHR SPEZIELLE WÜNSCHE, WIE DIESES MAL „RUSSISCHE SEELE“. GIBT ES DAS HÄUFIGER UND WIE BEREITEST DU DICH DARAUF VOR?
Die Auftraggeber sagten: „Wir wollen das Ganze so ein bisschen mit einem russischen Touch anhauchen.“ Das war für mich etwas ganz Besonderes und ich dachte: „Kommt das gut an? Werden die Leute das genauso gut finden, wie das Paar?“ Die Gäste waren sehr international. Das hat unheimlich viel Spaß gemacht, weil die Leute sofort mitgegangen sind. Das hast du ja auch selber miterlebt. Spezielle Wünsche gibt es immer und da muss ich vorher recherchieren, welche Songs ich dazu nehme. Wenn ich im Repertoire nichts Passendes habe, muss ich überlegen: „Wo finde ich was, das richtig gut ankommt?“ Das gehört zur Vorbereitung. Ich lerne dann neue Songs. Dafür bin ich immer dankbar, denn das erweitert auch meinen Blick. Ich teste dann ja neue Sachen und sehe, ob sie ankommen oder nicht. Lächeln sagt sie „Hallo“. Auf der Bühne erkenne ich sie kaum wieder. Sie reißt die gesamte Gesellschaft mit: Die Leute stehen teils auf den Stühlen, klatschen, jubeln, und tanzen …
ICH GEHE MAL DAVON AUS, DASS DU DIE VERANSTALTUNG MIT DER „RUSSISCHEN SEELE“ AUCH NOCH WEITER ANBIETEN WIRST, NACHDEM SIE SO GUT ANGEKOMMEN IST
Ja. Ich habe mittlerweile schon zwei, drei solcher russischen Stücke ins Repertoire aufgenommen. Das ein oder andere Stück habe ich in mein Solo-Programm eingebaut. Wie zum Beispiel das Lied „Kalinka“. Egal, welcher Nationalität das Publikum angehört, das kommt einfach immer super an. Aber mittlerweile komme ich auf immer mehr gute, packende, Songs aus Russland, bei denen ich mir denke: „Die kannst du gut einbauen.“
DU MACHST AUCH EINE SHOW ALS KYLIE-MINOGUE-DOUBLE. WIE LANGE BRAUCHST DU, UM DICH AUF SO EINEN ABEND VORZUBEREITEN?
Auf das Programm als Kylie-Minogue-Double mit nur zwei Tänzerinnen und zum Beispiel einem Robbie-Williams-Double muss ich mich nicht so lange vorbereiten. Dafür probe ich vielleicht einmal mit den Tänzerinnen. Die können das ja alles und müssen es nur auffrischen. Die Mädels machen das ganz toll. Wenn wir einen neuen Song ins Programm aufnehmen, studieren sie ihn vorher ein und schicken mir ein Video, mit dem ich zuhause übe. Dann komme ich nach Berlin, wo sie leben, und wir proben einmal gemeinsam. Das dauert ungefähr fünf Stunden, dann sind wir fertig. Und das Robbie-Double kommt dann direkt zum Auftritt dazu. Der kann dann auch schon sein Programm und wir proben beim Soundcheck kurz die Duette, die wir singen. Es gibt so ein, zwei Duette, die Kylie mit Robbie mal gesungen hat.
WIE LANGE DAUERT DIE VORBEREITUNG AUF EINE SHOW?
Für so ein Riesenevent bucht man die Künstler mindestens ein halbes Jahr im Voraus. Zu dem Zeitpunkt beginnt für mich die Kommunikation: Haben meine Künstler Zeit? Wann können wir proben? Ich schreibe E-Mails, fertige Verträge usw.. Ich stehe ja sozusagen an der Spitze der Organisation für meine eigene Show. Und die ist jedes Mal anders. Man muss immer etwas anpassen: Songs aussuchen, andere Kostüme nehmen, weil aus Budgetgründen zum Beispiel jemand von der Crew nicht dabei sein soll oder Technical Rider zusammenstellen, also klären, wer braucht was auf dieser Bühne, für dieses spezielle Event. Jeden Tag nehme ich mir mindestens vier Stunden Zeit, um zu kommunizieren. Komprimiert sind das mit den Proben etwa zwei Wochen Vorbereitungszeit pro Show.
WAS KOSTET SO EIN AUFTRITT?
Eine Kylie-Show mit der ganzen Crew kostet rund acht- bis zehntausend Euro. Vorausgesetzt, der Veranstalter stellt die Technik, also Ton und Licht. Aber man kann auch einzelne Bausteine weglassen und die Show so komprimieren, dass sie ins Budget passt. Die Preise beginnen bei zweieinhalbtausend Euro.
DU HAST VOR EIN PAAR JAHREN AN DER CASTING-SHOW „DEUTSCHLAND SUCHT DEN SUPERSTAR“ TEILGENOMMEN?
(Lacht). Ja, das ist lange her.
WANN WAR DAS?
Oh Gott, ich glaube in der zweiten Staffel, so 2003, 2004, als sie damit angefangen haben. Mittlerweile lache ich drüber, aber damals hat es mich ziemlich zerstört. Als ich da war, das war erstmal die Vorrunde ohne Dieter Bohlen. Da saß eine andere Jury und die fand mich wohl ganz gut. Ich bin durchgekommen und als dann die erste Runde mit Dieter Bohlen stattfand, habe ich gemerkt: Dieter gibt da schon den Ton an. Wenn er als Erster das Wort ergreift und sagt: „Das war Mist!“ Dann heißt das für alle: Das war Mist.
ER IST JA BEKANNT FÜR SEINE HARTE KRITIK …
Ja. Er hat mir auch gesagt ich hätte kein Rhythmusgefühl und sozusagen keine Stimme.
WIE BIST DU DAMIT UMGEGANGEN? DU BIST JA DANN IN DER SHOW AUCH NICHT WEITERGEKOMMEN, ODER?
Nein, bin ich nicht. Ich war am Boden zerstört. Ich war ja damals noch jung und dachte: „Naja, wenn so ein renommierter Künstler mir das sagt, ein Sänger, der so weit gekommen ist, stimmt es vielleicht auch.“ Das war für mich ein Moment, in dem ich gezweifelt habe und mich gefragt habe: „Mach ich weiter mit meinem Gesang, mit meiner Bühnenkarriere – oder nicht?“ Gott sei Dank stand mir mein Freund zur Seite, mittlerweile mein Mann. Er war mitgekommen und hat gesagt: „Du darfst überhaupt nicht auf diesen komischen Menschen hören, der erzählt das nur für die Einschaltquoten, damit die Show stattfindet und die Leute über dich lästern können.“ Damit hat er mich ein bisschen aufgebaut. Nach einiger Zeit bin ich auch zu der Überzeugung gekommen, dass es einen Grund gibt, warum die Leute mich buchen und sagen: „Das war toll“, „Wir haben Gänsehaut bekommen“ und „Das ging so unter die Haut“. Die erzählen ja nicht alle einfach das Blaue vom Himmel, das muss irgendwie stimmen.
ABER DU HAST EINE ZEIT GEBRAUCHT, DICH DAVON ZU ERHOLEN?
Ja, das waren schon ein, zwei Monate, die ich sehr beeinträchtigt war. (Lacht). Man muss einfach verstehen, dass das alles Show ist. Das muss alles bestimmten Anforderungen entsprechen, damit die Sendung auch spannend für die Zuschauer ist.
HAST DU AUF DER BÜHNE SCHON MAL EINE ECHT SCHRÄGE GESCHICHTE ERLEBT?
Es gibt viele seltsame und lustige Geschichten. Man erlebt ja als Künstler auch mit sich selbst ganz viele Dinge, die vielleicht nicht klappen und man kann dann entweder drüber lachen, drüber hinwegsehen, sie vergessen, oder man kann dran arbeiten, dass sie nie wieder passieren. (Lacht). Einmal zum Beispiel habe ich ein ABBA-Programm gemacht, mit Kostüm und diesen schrecklich hohen Plateauschuhen. Die Schuhe sind ein Mordswerk – vor allem, wenn man vorher nicht damit übt. Die Musik lief, ich ging über eine Treppe auf die Bühne. Plötzlich knickte mein Fuß in diesen sehr hohen Plateaus um und ich rollte praktisch auf die Bühne. Da muss man sich erstmal fangen. Dann stand ich auf, das ist auch nicht so einfach auf diesen Schuhen, und habe weiter gesungen, als wäre alles so geplant gewesen. Das war einerseits peinlich, andererseits fand ich es so lustig, dass ich mich zusammenreißen musste, weiter zu singen und nicht laut loszulachen.
WIE GUT, DASS DIR NICHTS PASSIERT IST …
Ja genau, das war ein Glück und deswegen kann ich darüber lachen und einfach sagen: „Okay, beim nächsten Mal passt du besser auf!“ Es passiert ja auch oft was mit Kostümen. Es gibt diesen Quick-Change, bei dem du ein Kostüm drunter hast und eins drüber. Auf der Bühne möchtest du das Kostüm schnell wechseln – für den Wow-Effekt. Damit die Leute sagen: „Oh grad stand sie in einer Hose und einem Sakko und jetzt steht sie in einem Abendkleid, wie ist denn das passiert?“ Einmal, als ich die Hose, zack, abwerfen wollte, blieb sie unten am rechten Bein hängen. Das linke Hosenbein ging auf und das rechte nicht. Dann stand ich da, mit meinen Absatzschuhen, die Hose an einem Bein rumhängend, mein Abendkleid drüber und überlegte: „Was machst du jetzt? Wie bekommst du diese Hose jetzt ab?“. Oh, das war ein Augenblick in dem mir tausend Gedanken durch den Kopf geschossen sind und ich singe ja währenddessen. Die Show geht weiter. Du kannst nicht sagen: „Stopp! Die Musik bitte aus, ich mache kurz meine Hose auf und werfe sie ab.“ Also musste ich mich ganz geschickt und elegant hinsetzen und unauffällig die Hose aufknüpfen und zur Seite schmeißen. Da habe ich mich wirklich sehr lange drüber geärgert, denn ich bin eine Perfektionistin, bei der alles stimmen muss.
ALS FOTOGRAFIN STELLE ICH IMMER WIEDER FEST: JEDE GRUPPE, JEDES PUBLIKUM AUF EINER FEIER ODER EINEM EVENT HAT EINE GANZ EIGENE STIMMUNG. FINDEST DU DAS AUCH?
Ja auf jeden Fall, jeder bringt ja etwas Eigenes mit und der Erfolg des Künstlers hängt auch davon ab, wie die Gruppe funktioniert. Wenn die Leute keinen Spaß miteinander haben, wenn die Stimmung verklemmt ist, dann kann der Künstler noch so gut sein, es wird keine ausgelassene Stimmung geben. Du kannst noch so toll sein, noch so ein schönes Show-Team haben und alles geben: Wenn das Publikum nicht wiedergibt, was du dahin schickst, wird es einfach ein durchschnittlicher Auftritt werden.
Weitere Informationen und Videos von ihren Auftritten unter: www.daria-online.com