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7. Februar 2016STEPHAN DEUßER BAUINGENIEUR UND PROJEKTLEITER BEI HOCHTIEF, HAMBURG
8. Februar 2016Sie hatte lange gespart, um das Geld für die Bus-Fahrkarte zusammen zu bekommen.
Sie wagt sich an Stücke heran, an denen andere verzweifeln. Nicoleta Ion, 35, stammt aus Rumänien. Sie wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Heute ist sie eine erfolgreiche Pianistin, sie lebt gemeinsam mit ihrer Tochter Leandra, 9, in Hannover. Ihren Erfolg verdankt sie eiserner Disziplin, Mut und einer Portion Glück.
Sie spielte Klavier, zum Beispiel auf Empfängen in den Botschaften von Schweden und Frankreich. Das Geld, das sie dabei verdiente, legte sie für die Fahrt nach Hannover zur Seite. An einem Mittag im Juni 2001 war es soweit: Der Bus fuhr in Bukarest los, zwei Tage später am Morgen kam die damals 20-jährige Nicoleta in Hannover an. Noch am gleichen Nachmittag sollte sie vorspielen: Aufnahmeprüfung in der Musikhochschule. „Ich wusste, dass es klappt. Ich wollte nicht nach Bukarest zurück“, sagt sie heute. Vor der Prüfung unterhielt sich das junge Mädchen mit den anderen Teilnehmern, die fragten sie, in welchen Musikhochschulen sie sich außerdem noch beworben hätte. Die Rumänin stutzte: Die anderen Bewerber waren zum Teil wochenlang unterwegs, um bei verschiedenen Musikhochschulen in Deutschland vorzuspielen.
Neuer Anfang in Hannover: mit Klappbett und Wörterbuch
Sie hatte alles auf diese eine Karte gesetzt. Und es klappte: „Ich hatte 25 von 25 Punkten“, erzählt die Pianistin. Sie bekam eine Zusage für den Studienplatz in Hannover. Nur, wie sollte sie ihr Leben dort finanzieren? Die Eltern freuten sich für ihre Tochter, sagten ihr aber gleich, dass sie sie nicht unterstützen könnten: „Du musst sehen, wie du das hinkriegst“. Schließlich bekam sie ein Stipendium. In Hannover kannte sie niemanden. Der Cousin eines Kollegen aus Bukarest lebte dort. Er stellte für sie ein Klappbett in den neu angemieteten und noch leeren Büroräumen seiner Firma auf. Dort lebte sie die ersten Wochen. Nicoleta sprach kein Deutsch. Sie hat sich die Sprache selbst beigebracht, hat viel gelesen. Wenn sie etwas nicht verstanden hat, hat sie im Wörterbuch nachgeschlagen und die Übersetzung ins Buch geschrieben. Am Anfang waren es sehr, sehr viele Einträge, aber schon bald wurden es weniger. Sie war im dritten Semester, als sie anfing, neben dem Studium in einer Musikschule zu arbeiten. Dazu kamen hin und wieder Auftritte. Im dritten Jahr schrieb sie einen Brief an die Stiftung, die ihr das Stipendium zur Verfügung gestellt hatte. Sie bedankte sich für die Unterstützung und erklärte, dass sie ihren Unterhalt ab jetzt alleine bestreiten könnte und das Stipendium nicht mehr bräuchte.
Leistung und Disziplin gehörten schon als Vierjährige zu ihrem Alltag
Nicoleta Ion ist es gewohnt, sich durchzubeißen. Ihr Tag war immer eng getaktet. Dass sie heute eine gefeierte Pianistin ist, hat sie sich hart erarbeitet. Sie hat enorme Disziplin und Durchhaltevermögen gezeigt. Leistung gehörte von früh an zu ihrem Alltag. Sie war als Kind Leistungsschwimmerin, hat dafür schon als Vierjährige zwei Stunden trainiert. Jeden Tag. Später, in der Schule, waren es drei Stunden täglich. Wenn sie um 18 Uhr vom Schwimmtraining zurückkam, musste sie noch Hausaufgaben machen und Klavier üben. Das hatte seinen Preis: „Ich hatte wenig Kontakt mit Gleichaltrigen“, erzählt sie. Während die anderen Kinder am Nachmittag draußen spielten und in den Ferien und am Wochenende bei den Großeltern auf dem Land waren, war ihr Alltag von Training und Wettbewerben dominiert.
Jahresabo in der Philharmonie weckte Begeisterung für Musik
Auf Wunsch ihrer Eltern und gegen ihren eigenen Willen, hörte sie mit dem Schwimmen auf und konzentrierte sich von da an ganz auf das Klavierspielen. Dabei hatte sie lange Zeit wenig Interesse an der Musik. Sie war zehn Jahre alt, als ihre Mutter ein Jahresabo in der Philharmonie abschloss. Von da an gingen die beiden jeden Montag ins Konzert. Das war Pflichtprogramm, aber die Konzerte faszinierten die kleine Nicoleta zunehmend. Sie merkte, wie unterschiedlich ein und dasselbe Stück wirkte, wenn es von einer anderen Person gespielt wurde. Die Musik wurde immer wichtiger in ihrem Leben: „Ich habe zu Hause Tag und Nacht Musik gehört. Ich war ein bisschen verrückt, habe immer vor mich hingesungen oder -gesummt. Manchmal hat Nicoleta ihre Umwelt erst wieder wahrgenommen, wenn sie von jemandem angesprochen wurde. Mit 15 kam sie aufs Musik-Internat. Vormittags Musikunterricht, nachmittags Allgemeinunterricht. Ihr Instrument üben konnten die Schüler nur außerhalb des Unterrichts. Also setzte sich Nicoleta um 5:15 Uhr morgens vor dem Unterricht für drei Stunden ans Klavier. Und abends noch mal drei Stunden, bis 22.30 Uhr. Feierabend hatte sie dann noch immer nicht, denn sie musste ja noch lernen und Hausaufgaben machen. Nicoleta jammert nicht, wenn sie von der Zeit im Musik-Internat erzählt. Sie sagt nur: „Es war eine sehr intensive Zeit“. Ihr Ziel hat sie erreicht: Sie wurde Schulbeste.
Musik kostet Kraft, Nerven und Leidenschaft
Heute spielt sie Konzerte vor bis zu 800 Zuhörern. Sie wagt sich ohne Scheu an Stücke heran, um die viele Kollegen wegen der hohen technischen Anforderungen einen Bogen machen, wie den „Mephisto-Walzer“. Dabei findet sie die Technik gar nicht so schwierig. Sie lernt schnell. Für das Musikalische braucht sie mehr Zeit: „Ich muss mit dem Stück wachsen, mich reindenken, reinfühlen und eine persönliche Verbindung dazu aufbauen“, erklärt die Pianistin. Sie beschäftigt sich mit dem Komponisten, mit seinem Leben und mit dem politischen und gesellschaftlichen Umfeld der Zeit, als er es komponierte. Auf neue Stücke muss sie sich oft mehrere Wochen vorbereiten. Vor allem ihre tiefe Empfindung und Ausdruckskraft macht sie als Musikerin aus. Was für den Zuschauer so beschwingt und leicht aussieht und sich auch so anhört, ist für sie harte Arbeit, in die sie viel Energie, Nerven und Leidensschaf investiert. Ihre Musik ist gefühlvoll, sinnlich und weiblich auf der einen Seite, voller Temperament und Kraft auf der anderen. Sie möchte die Zuschauer bewegen. Sie sollen aus dem Konzert etwas für sich mitnehmen. Dann hat sich der Einsatz für sie gelohnt.
Kontakt:
Nicoleta Ion
Herzogsborn 8
30453 Hannover
Tel: +49-511-859 77 879